Das Auto der Liebsten hatte in die Werkstatt gemusst – ich berichtete ja. Dadurch, dass das Werkstatt-Männchen angerufen hatte, als nur ich zu Hause war, waren die ganzen Absprachen über mich gegangen; sonst kümmere ich mich nicht um der Liebsten ihr Auto. Warum auch, sie kann das ja selbst und ich habe ja nicht mehr Benzin Akkusäure im Blut als sie. Außerdem fährt sie seit vielen Jahren in die Werkstatt und ich erst seit einem halben Jahr – vorher war ich, Leasing sei Dank, an die Hersteller-Werkstatt gebunden.
Ebenso seit vielen Jahren erzählt sie, wie nett da alle wären und wie zufrieden sie sei. Wirklich sehr, sehr nett.
Als wir am Mittwoch den Wagen abends hinbrachten, sprang der Chef auf mich zu, drückte mir die Hand und rief „Ihr bringt den Fiat, ja?“. Äh, ja. Ihren Fiat, und sie stand ja neben mir.
Heute holten wir ihn gemeinsam ab, ich hatte noch eine Frage zu meinen dort eingelagerten Sommer-Rädern und ging deswegen mit rein. Alle nett, alle freundlich, alles fein.
Wir gingen wieder raus, als der Chef über den Hof kam. Ging direkt am Fiat und an ihr vorbei, sah mich, bog ab, kam auf mich zu, schüttelte mir die Hand und begann zu erzählen, dass ja alles prima gelaufen sei und die Lackierer seiner Meinung anch einen guten Job gemacht hatten. Und wie gut es sei, dass wir erst jetzt abholten – das sei gut für den Lack. Dann sah er die Liebste und meinte „Isser wieder hübsch, ne?“
Ich gehe davon aus, dass wir beide später darüber lachen können. Irgendwann.
Still a long, long way to go.
Ich verbrachte den übrigen Morgen am Schreibtisch und leerte Inbox und ToDo-Liste etwas. Außerdem hatte mich eine Freundin gefragt, ob ich eine Dankeskarte nach der Beerdigung ihrer Mutter machen könne – der Gestalter, den der Bestatter vorgeschlagen hatte, hatte „ich hätte es gerne schlicht elegant“ zwar wohl gehört, aber dann mit Hilfe von Arial in 12pt mit einzeiligem Linienabstand umgesetzt*. Ein Rechtschreib- und drei Satzzeichen-Fehler auf drei Zeilen inklusive.
*) Was Word halt so vorgibt, wenn man es öffnet.
Dann frönten wir dem guten Wetter, aßen Eis im Nachbarstädtchen, drehten dort noch eine Runde, spielten später eine Runde Hitster (ziemlich nett für Musiknerds und Nostalgiker), brieten Burger und warteten auf den ESC und fanden das alles eigentlich ganz hybsch soweit.
Und mittendrin erwischten mich dann plötzlich beim faulen Instagram-Scrollen ein paar Bilder (Link in eine IG-Story, erreichbar noch bis ca Sonntag gegen zehn) von den Nordlichtern im Hafen von Aarhus und mit großer, großer Wucht brach über mich herein, dass ich eigentlich da sein sollte und nicht hier im Sauerland. Eine halbe Stunde lang war hier eventuell sogar ein Tab auf mit einer begonnenen Buchungsanfrage für ein Hotel am Kattegat, aber Vernunft, Vernunft, Vernunft …
Puh.
Vi ses.
Sie haben Fragen? Sie wünschen sich ein Thema, über das ich mal bloggen soll?
Schreiben Sie’s auf!
Alle bisherigen Antworten finden Sie übrigens hier.
Die Autogeschichte erinnert mich an unseren Hauskauf vor 20 (!) Jahren. Die Makler wollten alle nur meinem Mann eine Visitenkarte geben (die er sofort an mich weiterreichte mit den Worten, dass ich die Verhandlungspartnerin sei) und haben mir die Küche gezeigt und meinem Mann Heizungs- und Hobbykeller angepriesen. Als sie dann wirklich nur mit mir bei den Verhandlungen zu tun hatten und mein Mann immer nur „besprechen Sie das mit ihr“ sagte, haben sie schön blöd geguckt. Ich Kauffrau, er ITler. Und so kaufen wir bis heute Autos, Heizungen und alles andere ab 1000 Euro aufwärts.
Schönen Abend trotz Dänemarksehnsucht!
Unsere Hauskauf-Gespräche begannen jeweils ähnlich – aber immer nur bis zu dem Moment, wenn „Beamtin“ gegen „seit 4 Jahrren selbstständig“ stand. Ab dann war ich Luft.
Beim Kauf eines ihres Autos hab ich mal mitten im Gespräch den Schreibtisch verlassen, als der Typi nur mir mir sprechen wollte.
Der letzte Fiat-Verkäufer hatte das dann zum Glück begriffen, das war schön.