11.11.2023 – Beifang

Weiter kränklich – besten Dank all Ihnen für die guten Wünsche! Auf meiner Seite war’s alles etwas aushaltbarer, dafür hab ich überraschenderweise die Liebste angesteckt. Immerhin: Nachdem es ein paar Tage etwas schwer war, an frische Tests zu kommen gab es heute neue Test-Sets und da ist sehr eindeutig nur ein Streifen.
Darüberhinaus war das aufregenste, was hier heute geschah der Moment, als wir das Feuer im Ofen vergessen hatten und deswegen räume ich jetzt mal die Link-Sammel-Liste im OneNote auf und Sie bekommen viel mehr oder weniger frisches, garantiert thematisch vollkommen ungeordnetes …

Zeugs

Fast 7000 Lehrerinnenstellen siund aktuell unbesetzt. In NRW. Das ist runtergerechnet – wenn meine Infos und mein Mathe stimmen – pro Schule mindestens eine und das bedeutet, dass jede Lehrerin, die da ist – in einem Job, der schon lange 120% fordert und jedes Jahr anspruchsvoller wird – durchschnittlich zusätzlich 10% drauf arbeiten muss, weil Kolleginnen fehlen. Rein rechnerisch, denn natürlich lässt sich das nicht so mathematisch lösen: Man kann eine Klassenleitung nicht einfach von 10 anderen Kolleginnen besetzen lassen.
Und mit dieser Grundstimmung lesen wir jetzt einen ebenso älteren wie absolut aktuellen Artikel von Bent Freiwald:

Nach meiner ersten Woche als Vertretungslehrer war ich mir nahezu sicher: Ich bin genau eine Kinderstimme vom Burnout entfernt. Auch ein Trugschluss, aber ein wichtiger. Denn er hat mir gezeigt, wie anstrengend der Job als Lehrkraft ist, und zwar nicht Eine-Runde-durch-den-Park-laufen-anstrengend, sondern eher Marathon-und-danach-Seilspringen-anstrengend.

Bent Freiwald:
Dieser verdammte Lärm!

Eines meiner etwas abseitigeren Hobbies ist mein Abo des YT-Kanals DashcamDriversGermany – da kann ich einmal die Woche mein Gefühl schön bestätigen, dass da draußen im Straßenverkehr alle jeden Tag mehr spinnen. Was natürlich genau so gut klappt ist, ein beliebiges Soziales Netzwerk zu lesen und da den Radfahrerinnen zu folgen.
Aber warum klappt das in Deutschland nicht, Radfahrerinnen das Leben leichter zu machen und damit mehr Menschen aufs Rad zu bekommen? Werfen wir einen Blick auf die Niederlande, da ist das ja wunderbarerweise einfach so gelungen. Oder vielleicht auch mit Blut und Tränen und Kulturkampf?

Today the Netherlands has a reputation as a kind of bicycling paradise. Dutch people own more bicycles per capita than any other place in the world. The country has more than 20,000 miles of dedicated cycling paths. International policymakers make pilgrimages to the Netherlands to learn how to create good bike infrastructure.
But none of that was inevitable. It wasn’t something that magically emerged from Dutch culture.

Delaney Hall:
De Fiets is Niets

Die Geschichten, die ich aus Kopenhagen – auch so eine Fahrrad-Traumstadt – kenne, sind ähnlich.


Treue Leserinnen wissen, dass ich bei aller Offenheit einen Teil meiner Familiengeschichte hier nicht erwähne. Aber auch hier steht Weihnachten vor der Tür und es wird wie immer schwierig sein für mich. Und ich möchte diesen Artikel allen Menschen empfehlen, die „uns Weihnachtsgrinchen“ dann gerne mal sagen, wir sollten doch einfach mal über unseren Schatten springen, schließlich gäbe es nur eine Familie und nur ein Weihnachten:

Ich hatte nicht geplant, den Kontakt zu ihr abzubrechen. Es ist einfach so passiert. Mit Ende 30 war ich fast ein Jahr lang schwer krank. Meine Mutter meldete sich kein einziges Mal. Als ich sie einige Monate später anrief, behauptete sie, dass sie meine Krankheit gespürt habe und mich nicht stören wollte
[…]
Wir sitzen beim Italiener, ich bestelle mir einen Cappuccino mit Zucker. In Anwesenheit meines damaligen Freundes und seiner Eltern erklärt mir mein Vater, dass ja alle anderen Mädchen bei der Feier hübscher und schlanker gewesen seien als ich.
[…]
In meiner Jugend erklärte meine Mutter mir dann, dass ich dumm, dick und hässlich sei. Das hat sich so durchgezogen: Ich sei schuld, weil meine Mutter eigentlich Karriere machen wollte. Dabei kann ich sie zumindest in den ersten Jahren gar nicht so sehr gestört haben, denn bis ich drei Jahre alt wurde, wohnte ich bei meinen Großeltern
[…]
Wenn ich mich nicht an seine Regeln halte, müsse er leider mein Leben zerstören, hat er mir mal geschrieben.

Franziska Schindler:
Wie es ist, den Kontakt zu seiner Familie abzubrechen

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Datenautobahn, Second Life, Web 2.0, Cloud, Bitcoin, Blockchain, KI/AI – ich hab bestimmt ein paar Hype-Begriffe vergessen, aber aktuell ist ja der heiße Scheiß, alles AI-driven zu machen. Deshalb dazu gleich zwei Artikel:

[…] warum bin ich dann so Anti-KI eingestellt?
Bin ich gar nicht. Ich bin Anti-KI-Befürworter. KI ist nicht die Lösung für jedes Problem dieser Welt. Nein, KI ist gar keine Lösung. KI kann auch keine neuen Lösungen schaffen, denn entgegen den allgemeinen Schlagworte-buzzword-Bildschlagzeilen-Leser-Meinungen ist KI auch heute noch nur die mathematische Aufbereitung von bekannten Informationen.
Die Leute verstehen nicht was KI ist. Es ist einfach nur ein Trend dem gefolgt wird. Genau wie „alles in die Cloud“ und „alles mit Blockchain verschlüsseln“. Das sind Wörter, die modern sind und deswegen in den Mund genommen werden.
Und Leute glauben, das KI ihnen die Verantwortung nimmt. Und genau das ist eben nicht der Fall.

alphatiel:
Ki, AI … so wollte ich das nie

Und ein persönliches Experiment von Theresa Bäuerlein:

Seit ich dreizehn bin, wünsche ich mir Personal. Am liebsten einen Butler, der mir langweilige Aufgaben abnimmt. Diese Woche hoffte ich, meinem Traum endlich näher zu kommen. Ich teste eine App namens Motion. Sie nutzt Künstliche Intelligenz, um Aufgaben, Meetings und Projekte zu planen.
[…]
Mir fällt auf, dass ich durch dieses nahtlose Zeitmanagement kaum noch innehalte. Theoretisch könnte ich es tun, aber da Pausen nicht Teil des Systems sind, muss ich sie entweder als „Aufgaben“ eingeben, mit harter Deadline, damit Morton sie nicht wieder verschiebt, oder als „Termin“. Das kommt mir albern vor. Ich fange an, mich müde zu fühlen und gelangweilt.
Mechanisch arbeite ich Mortons Zeitplan ab. Für Spontanität ist kein Platz, wenn ich länger mit Kolleg:innen telefoniere, muss ich die KI bitten, meine anderen Aufgaben zu verschieben. Das mag sie nicht. Sie schickt mir gelbe und rote Warnungen, dass es „Deadline-Konflikte“ in meinem Zeitplan gibt. Dann muss ich entscheiden, welche Aufgaben sie verschieben soll. Jedes Mal bekomme ich ein schlechtes Gewissen.

Theresa Bäuerlein:
Eine KI plant nun meine To-Dos – und ich schaffe nichts mehr

Und dieses Experiment bringt mich dazu, KI doch eher zu fürchten, auch wenn Herr Alphatiel natülich prinzipiell Recht hat. Nicht KI, sondern das was Menschen aus ihr machen, um genau zu sein: Mein Problem ist, dass Menschen daran glauben. Wer an Bitcoin glaubte, hat vermutlich nur Geld verloren, wer an die falsche Cloud glaubte, auch.
Aber wenn zB meine Krankenkasse beginnt zu glauben, dass ich einen dermaßen durchgetakteten Arbeitstag schaffen kann und mir bei Nicht-Einhaltung Strafen aufbrumm… Verzeihung: Wenn ich bei Einhaltung Bonus-Punkte bekomme – dann wird das Ganze kritisch.
Von den frisch generierten Kriegsbildern in den Medien und sozialen Netzen aktuell mal ganz zu schweigen.


Mehr geht heute nicht. Vi ses!

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6 Kommentare

  1. Der Artikel von Franziska Schindler hat bei mir den Finger in die Wunde gelegt. Wie jedes Jahr hoffe ich, gut durch die Feiertage zu steuern und nicht unterzugehen. Hier sitzen noch 2 direkt mit im Schiff, die die Feiertage sehr mögen. Danke fürs Aufschreiben, Verlinken und Draufzeigen, denn wir sind mit diesen Gefühlen nicht alleine unterwegs. Das hilft mir.
    Gute Besserung wünsche ich Ihnen.

  2. Filmfriends kann ich auch nur wärmstens empfehlen, das kleine Programmkino für zu Hause. Meine letzte Entdeckung dort: Medianeras

  3. Ich erinnere mich dunkel, daß man früher auch in der Stadt der Bibliothek gemeldet sein mußte, um Filmfriend nutzen zu können. Das scheint jetzt nicht mehr so zu sein? Dann wäre es eventuell eine Idee, sich in den Berliner Bibliotheken (VÖBB) anzumelden (das geht, sobald man irgendwo in Deutschland gemeldet ist), kostet nur 10€ im Jahr und geht online. Da hat man dann nicht nur Filmfriend, sondern auch hunderte, wenn nicht gar tausende eBooks (onleihe und overdrive) und diverse weitere Angebote (Pressreader, z.B.).

    1. Mal angucken – danke! Hier liest halt niemand EBooks, aber 10,-/Jahr ist für einen guten Streamingdienst ja nun auch auf der günstigen Seite.

Kommentare sind geschlossen.

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