10.8.2021: Exkurs Schul-Lektüre

Irgendein grippeähnlicher Dings im Körper, daher ist nix passiert. Zeit und Platz für was anderes also:

Herr Rau hat seine Schul-Lektüre gesammelt und wer wäre ich, mich da nicht anzuschließen. Dachte ich.
Denn Schul-Lektüre und ich, das scheint kein nachhaltiges Verhältnis gewesen zu sein und ich erinnere mich an wenig. Ähnlich wie Kiki, die auch mitgemacht hat, konnte auch ich schon vor der Einschulung lesen und war begeisterter Kunde der Pfarrbücherei in den Dorf, in dem ich lebte.

Zur Einordnung: Schulzeit 1978 (Grundschule im Superkaff) bis 1991 (Gymnasium dann hier im Städtchen). Keine Ordnung in der Reihenfolge der Bücher.

  • Animal Farm
    Im Original Anfang der elf bei dem Lehrer, der meine reale Englischnote von 2+ auf 4 drückte. Weil er keinen Anspruch hatte – bei ihm stand ich glatt 1+, aber das war außerhalb seines Unterrichts nichts wert. Dementsprechend wenig Erinnerung an das Buch. Viel message with a wooden hammer gegen the evil communism, oder?
  • Rolltreppe abwärts
    In der Unterstufe vermutlich und keine Erinnerung. Irgendwas über soziale Probleme, oder?
    Ich nehme an, ich habe – wie bei jeder Lektüre – begistert mit gemacht. Ich las viel und damals wollte ich in der Schule noch gefallen. Außerdem hatte ich eine große, aus tiefem christlichen Mitgefühl heraus gespeiste Faszination für Menschen, denen es schlechter ging als mir weißem upper-Mittelstandskind.
  • Faust
    Nie gelesen. Das war in der dreizehn, da hatte ich anderes zu tun. Ich erinnere, dass wir mit dem Deutschkurs im örtlichen Programmkino waren und eine berühmte Verfilmung gesehen haben, aber da mein Leben in der Zeit sehr anstrengend war, bin ich an der Stelle bis zu der ich gelesen habe eingeschlafen.
    Die Klausur rettete mir meine Fähigkeit, wirklich schnell lesen zu können und die Stellen aus der Klausur gut genug für 13 Punkte in den Zusammenhang stellen zu können. Als Abithema habs ich trotzdem gelassen.
    Irgendwann, so mit dreißig, dann nochmal als Theaterstück gesehen.
  • Der Untertan
    Mit großer Begeisterung in der elf gelesen. Da wir das bei einem Referendar lasen, der besser schon im Studium gemerkt hätte, dass der Lehrerberuf nichts für ihn war und der Rest des Kurses das weidlich ausnutzte, lasen und besprachen wir das Buch quasi zu dritt oder viert. Ich nahm viel mit über die Menschen in meinem Land.
  • Der große Gatsby
    Oberstufe, im Original im Englisch-LK. Das war dann das erste Buch, was ich schlichtweg nicht verstanden habe. Das war noch vor der dreizehn, ich habe es also gelesen, ich habe zugehört, ich habe gefragt und versucht – ich konnte nicht herausfinden, was dieses Buch von mir wollte. Irgendwann als Erwachsener sah ich den Film und es ist dabei geblieben.
  • Die Judenbuche
    Das weiß ich nur, weil ich das Buch beim Regalräumen vor ein paar Tagen in der Hand hatte. Nicht einmal der Wikipedia-Artikel weckte auch nur die kleinste Erinnerung.
  • Unterm Rad
    Ich weiß, es ist ein bisschen schick, Hesse als Literatur für leicht zu pubertär romantisch verwirrte Jugendliche abzutun, aber ich habe das Buch sehr geliebt und dann begonnen, mehr von Hesse zu lesen. Was soll daran verkehrt sein, Bücher für verwirrte Jugendliche zu schreiben, in denen die sich und noch ein paar Gedanken über die Welt finden?
  • Die Physiker
    Keine Erinnerung.
  • In der Sache J. Robert Oppenheimer
    Dunkle Erinnerung, dass ich das damals ziemlich interessant fand.

Nein, das ist nicht viel, an was ich mich da erinnere. Ich habe irgendwann in der Oberstufe begriffen, dass und wie sehr meine Schule auf Bigotterie und Angst aufgebaut war und habe vieles von dem, was ich dort an Werten gelernt hatte sehr in Frage gestellt. Pythagoras, binomische Formeln, Photosynthese – kein Problem, das Sachwissen ist sicher auch verschwommen aber noch da. Aber alles abseits des Philosophieunterrichts, wo wir wirklich frei denken durften habe ich irgendwann arg angezweifelt und – wie ich gerade merke – wohl auch gut verdrängt.

Interessante Erkenntnis.

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3 Kommentare

  1. O Himmel, ja, der Untertan … im Politikunterricht (damals Alternativwahlfach zu Religion), ca. 10. Klasse. Völlig verdrängt. Ich sag’s ja … ich und die Manns, das wird nix mehr mit uns in diesem Leben.

  2. Danke für deine Erwähnung von Hesse. ☘ Bei mir war es der „Steppenwolf“ und vielleicht täte uns die Weltensicht von Hermann Hessen auch heute gut in diesen modernen Zeiten; ebenso wie der Aufstieg und Fall des „Untertan“….

Kommentare sind geschlossen.

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