Als ich 18 war, hatte ich gerade meine kurze aber sehr ernsthafte Metalhead-Phase hinter mir und suchte bessere Musik. Ein Freund öffenete den Horizont in Richtung Jazz, ein andere in Richtung Blues, wir bewunderten Instrument-Virtuosen genauso wie gutes Songwriting, wir waren unabhängig von Matthias Reim und Londonbeat, die die Charts dominierten – es war eine reiche, wundervolle Zeit.
Mitten rein veröffentlichte Steve Vai sein Album Passion and Warfare. Steve war uns schon vorher als der Gitarrist aufgefallen, den sich der rausgeworfene Sänger von Van Halen für sein erstes Soloalbum geholt hatten, um sich auf dem ersten Song des Albums mit der Gitarre zu unterhalten. Außerdem hatte der Typ vorher bei Zappa gespielt und auch wenn uns Zappa noch nicht wirklich etwas sagte, so wussten wir doch, dass er der beste der besten war.
Eine hohe Erwartungshaltung also, aber Steve enttäuschte uns nicht.
In einem der mühsam ins Dorf importierten Musikrmagazne lasen wir, dass Steve mal Gitarrenunterricht bei Joe Satriani gehabt hatte und Lehrer sind ja immer besser als ihre Schüler – logisch, oder? – und so hatte Satch auch gleich einen legendären Ruf weg, obwohl ich erst in den 2010ern endlich mal Musik von ihm hörte.
Anfang dieses Jahres wurde bekannt, dass die beiden nach all den Jahren das erste Mal zusammen auf Tour kommen wollten und sogar Deutschland auf der Liste stand. Die ganze Last meines Alters legte sich sanft auf meine Schultern und säuselte: „Da gehen wir hin, das wird so cool wie damals“ und ich bezahlte all mein Gold für zwei Tickets. Gut, dass es die Last des Alters war und nicht Freude oder Vernunft, dass begriff ich erst später.
Präziser: Heute Abend, als das einfach nur ein sehr, sehr langweiliges Konzert von zwei alten Herren und drei weiteren Instrument-bedienende Statisten war. Außer Satch wirkte niemand, als habe er auch nur im geringsten Spaß auf der Bühne. Statt zusammen zu spielen und Freude am gemeinsamen Herum-Shredden zu haben, ging immer einer der beiden von der Bühne und nach einer Dreiviertel Stunde gingen wir dann auch. Zusätzlich begann der Klang nämlich auch noch, immer genau in die in meinen Ohren so schmerzenden Frerquenzen zu quietschen und ich wollte nicht noch mehr hörbare Frequenzen verlieren. Ich glaube, es war noch genau rechtzeitig.
So I learned: Jugend zurück holen klappt vielleicht manchmal.




Aber nicht immer; heute Abend jedenfalls nicht.
Vi ses.
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