10.3.2023 – jeder ihre Meinung

Der Tag begann bei Frau Doktor für die letzte Vitamin-Dosis. heute ohne Sozialstudien, das ist ja auch mal schön. Dann kurz im neu renovierten Lädchen im Nachbarort und das war faszinierend, da kam ich mir vor, als wäre ich in Sechzehneichen oder Stepford gelandet, da kam ich nicht so drauf klar.

Dann ein Telefonat mit der Agentur. Seit Tagen versuchte ich, ein Stück HTML dazu zu bewegen, dass es im E-Mail-Programm eines Kunden ein bestimmtes Aussehen annehmen sollte und das tat es nicht. In allen anderen E-Mail-Programmen schon, in allen Mail-Programm-Simulationen, auch im exakt gleichen E-Mail-Programm auf meinem virtuellen Windows und ich denke, es ist jetzt an der Zeit, den Wunsch zu hinterfragen. HTML war nie dazu gedacht, dass etwas irgendwie aussieht und Outlook hat leider wenig Lust auf CSS, das diese Aufgabe normalerweise übernehmen würde.

Ich habe meine Umsatzsteuer vergessen. Also nochmal: Ich. Habe. Die. Umsatzsteuer. Vergessen. Ich bin seit 25 Jahren selbstständig und ich habe meine Umsatzsteuer vergessen. Das ist ärgerlich, weil ich nicht gerne Mahnungen bekomme, das ist ärgerlich, weil ich jetzt Geld hin und herschieben muss was ich schon verschoben hatte – und das ist vor allem ärgerlich, weil ich seit verf***en 25 Jahren selbstständig bin, weil ich seit 25 Jahren alle drei Monate Umsatzsteuer überweise und weil mein Virus-zerstörter Matschkopf es dieses Mal einfach komplett ausgeblendet hat.

Ich bin so gespannt, was ich noch alles vergessen habe. Nicht.
Als ich letztens das Auto endgültig bestellt habe, saß die Liebste neben mir und las jeden Schritt einzeln mit – weil ich Angst hatte, dass ich aus Versehen statt eines gebrauchten Wagens drei Jahresvorräte vierlagiges Klopapier und 50 Kisten Fassbrause bestelle.
Kein Zustand.

Vor ein paar Wochen hat Vodafone auf den alten Horizon-Boxen des Vorgängers Unitymedia eine neue Software aufgespielt und wenn Sie wissen wollen, wie sich schlechte Software anfühlt, dann kommen Sie vorbei. Nachdem uns die Box gestern damit überraschte, vor und in allen möglichen Sendungen plötzlich nach der Jugendschutz-PIN zu fragen, reichte es mir. Nach einem so kurzen wie absurden Dialog mit der Chatsoftware eine Telefonnummer bekommen hatte, war dann auf einmal alles ganz einfach.
Als wäre das das normale Verfahren, konnte ich am Telefon einfach einen Tausch anstoßen.
Fast, alls hätten Sie das eingeplant und nur nicht an die große Glocke gehängt, aber das ist natürlich nur eine verrückte Idee.
Also, falls Sie auch so eine lahme alte Kiste irgendwo stehen haben …

Mittags in der Pause Picard geguckt, weils toll ist. Na gut, heute auch ein bisschen pathetisch.
Dann noch sehr unspektakulär an den Schreibtisch und nachmittags spontan zu Ikea. Und nein, die Idee war gar nicht so dumm, wie man meinen könnte, ich war vor dem großen Ansturm.
Und jetzt hängen zwei Bilder wo vorher eins hing und ich mag das.

Frau Haessy schrieb letztens einen – wie ich fand – wunderbaren kleinen Rant, die Frau Kaltmamsell fand bei Texas.Jim ein – wie sie es nannte – sanftes Gegenstück und ich möchte gern noch einmal anlegen und ergänzen: Denn ich teile natürlich das Gefühl von „Wir waren zuerst das“ der Kaltmamsell und natürlich teile ich auch die Erinnerung daran, wie gut es war, dass es plötzlich einen Ort für die Meinung aller gab. Und wenn ich diese Gedanken dieser klugen Menschen lese, dann begreife ich plötzlich vor allem eins: In dem inzwischen von mir so betrauerten Internet, vor allem im sogenannten Sozialen Netz – da war eigentlich das Problem, das plötzlich Menschen auftauchten, die gar keine Meinung hatten.
Die aber trotzdem eine Stimme wollten. Die gar nichts zu sagen hatten, was sie vor der Welt hätten ausbreiten konnten, sondern die allerhöchstens eine Gegenmeinung schafften. Zweiteres ist simpel: dagegen zu bölken, wenn einem etwas im Bauchgefühl zwickt ist einfach – aber eine Meinung zu haben, eine fundierte sogar, eine die man darlegen kann – das ist nicht so einfach. Jedenfalls nicht, wenn man mehr als 120 Zeichen füllen und vielleicht auch eine Nachfrage aushalten will – und so habe ich beobachtet, dass gerade Twitter zum Sammelplatz derjenigen wurde, die da sitzen und warten, dass jemand etwas sagt und dann rufen, anklagen, mit dem Finger darauf zeigen. Die Freude daran haben, andere dort vorführen zu können, die damit auch vor Freunden nicht halt machen. Vielleicht weil der kleine Dopamin-Kick, wenn man jemand andere mit dem eigenen Followerpublikum im Rücken laut anfährt, weil dieser Dopamin-Kick alles ist, was sie haben und weil sie den mit dem Beifall verwechseln, den eine echte Meinung hervorrufen kann?


Ich habe mir eine neue Rubrik ausgedacht. Sie verstehen schon, was der Titel bedeutet.

Wir haben es schon irgendwie verdient

Die Leute fahren in den 30er-Zonen eh 50″, will er festgestellt haben. Und er weiß auch warum: In Grünwald hätten viele Leute große Autos. Wenn man da aufs Gas trete, sei man gleich bei 50. „Mit diesen Autos kann man gar nicht 30 fahren.“

SZ.de: Ein CSU-Gemeinderat begründet die Ablehnung eines flächendeckenden Tempolimits mit der Vorliebe der Grünwalder für große Autos.

Apropos „große Autos“: Sie haben vermutlich schon mal zwischen den Zeilen gelesen, dass ich nicht der größte SUV-Fan bin. Das basierte bis jetzt auf ein paar aufgeschnappten Sätzen hier, auf dem ein oder anderen Artikel da und jetzt hab ich dieses Filmchen gesehen und bin richtig sauer, denn in dem Film bekommt meine Ablehnung ganz viel Zusammenhang.

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Apropos „Gesetzeslücken“: Ich weiß nicht, ob das in Großstädten auch so ist, aber hier im Kaff und im angrenzende Land sind sog. 45km/h-Autos das ganz große Ding. Gehen Sie an eine weiterführende Schule und der Schülerparkplatz ist voll damit, sie führen schon 16-jährige in das wichtige Prinzip des automobilen Individualverkehrs ein und gelten als trendy und lifestylig.
Die meisten dieser Dinger aber fahren mit einen 2-Takt-Motor und

Krafträder mit Zweitaktmotoren, die mit Benzin-Öl-Gemisch fahren, stoßen 124 Mal so viele gesundheitsschädliche Kohlenwasserstoffe (u.a. das krebserregende Benzol) und 771 Mal so viele organische Aerosole (Feinstaub) aus wie Viertakter.

Die Zweitakter-Problematik

Naja, aber eine trendige Möglichkeit zur Schule zu kommen ohne dabei dem Plebs im Bus zu begegnen ist natürlich schon am wichtigsten.

Sie haben Fragen? Sie wünschen sich ein Thema, über das ich mal bloggen soll?
Schreiben Sie’s auf!

3 Kommentare

  1. Ach, ja! HTML in E-Mails! So ein steter Quell der Freude und des Glück!

    (Achtung! Kommentar enthält bittere Ironie!)

  2. Ach. Und ich dachte, diese unsäglichen Zweitakt-Zweisitzer gibt es nur hier. „… der Schülerparkplatz ist voll damit“, echt? In dem Alter habe ich hier noch niemand damit rumfahren sehen, sondern meist ältere Menschen. Ich denke mal, da sind auch nicht wenige dabei, die den Führerschein wegen Alkohol am Steuer abgeben mussten.

Kommentare sind geschlossen.

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