10.12.2018 – über den Wert

Lang und tief geschlafen, sehr schmerzbefreit noch dazu. Die lustigen, riesigen Tabletten schlagen wohl gut an und das ist ein gutes erstes Gefühl des Tages.

Von Handwerkern höre ich gelegentlich die Geschichte, dass sie keine Rechnungen schreiben. Also: Dass sie es endlos vor sich herschieben, dass die Ehefrauen, die ihnen den Betrieb führen ihnen ständig auf den Füßen stehen müssen und dass es abends beim Abendessen deswegen Knatsch gibt. Es sollen sogar schon Betriebsführende Ehefrauen wieder zu Mutti gezogen sein.
Klingt ja eigentlich unlogisch, nicht?
Aber, mal was ganz anderes: Ich hab dann heute endlich mal wieder Rechnungen geschrieben. Und dann gleich mal das Helnan Marselis für den nächsten Februar fest gemacht.
Vorfreude galore.

Bei der Seelenmassage gewesen. Auch sie meint, es geht mir gut. Und im nächsten Jahr machen wir uns daran, dass ich mal wieder ohne Albträume schlafen kann. Ich kann nicht sagen, dass ich da nicht gehörig Bammel vor habe, aber die Aussicht, jeden Morgen so aufzuwachen wie heute Morgen – das ist vieles wert. Oder ich könnte mal abends keine Angst vor der Nacht haben. Quasi unvorstellbar.

Ich treibe mich zu viel in HIFI-Verkaufsbörsen rum. Aber jetzt mal im Ernst: Ein guter Verstärker, ein Ersatz für den, den ich mir 1992 von meinem ersten Zivi-Gehalt gekauft hatte? Für unter 100,-? Abzuholen im Nachbarort, durch den ich eh heute kam? Den hättet Ihr doch auch mitgenommen, oder?
Aber ich glaub, jetzt hör ich mal auf. Vielleicht noch ein anderer Tonabnehmer für den Plattenspieler, aber dann hör ich auf.
Ich kann auch jederzeit aufhören. Ich hätte das auch heute nicht gebraucht. Kein Problem, das war der letzte Kauf heute, kein großes Ding, morgen noch einmal in die Verkaufsgruppe reinschauen, ich brauche das nicht, ich will nur noch einen kleinen Suchauftrag für Tonabnehmer einstellen aber ich kann da jederzeit aufhören, I’m not an addict!

Es ist exakt eine Woche her, da schrieb ich, dass ich momentan „Scrubs“ schaue – also nochmal, von ganz vorn bis ganz hinten schaue.

Am fünften schrieb ich, dass ich froh bin, dass ich noch manche MP3s „physikalisch“ besitze, denn man wisse ja nie, wann sich so Streaming- und Abo-Angebote ändern.

Und am sechsten stellte ich zeitgleich mit Sylvia fest …

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Schöner kann man nicht verdeutlichen, was ich meinte.

Und was tue ich? Ich heule ebenfalls kurz das ganze Sofa nass und hänge mich dann gestern Abend schon, ebenfalls auf Twitter, an eine Unterhaltung dran, als Cynthia nach Serientipps fragt. Oder, in anderen Worten, ich ersetze einen Konsum durch den anderen. Geht ja auch fix, irgendwo wirds schon irgendwas zu streamen geben.

Gut: Scrubs, das hab ich ja nicht ohne Grund gerade ge-rewatched, Scrubs habe ich schon sehr geliebt. Die ersten paar Staffeln besitzen wir auch auf DVD wenn ich mich recht erinnere und abgesehen davon, dass es ja auch schon etwas aussagt, dass ich mich nicht richtig erinnere: Der DVD-Player hat irgendwann auf die konsequente Nicht-Nutzung beleidigt mit einem stillen, aber weiterhin vollkommen unbeachteten Ableben reagiert.

Gleichzeitig streiche ich ja gerade durch meine alte Schallplatten-Sammlung. So super audiophil bin ich da gar nicht, das sind vielleicht so knapp 100 Platten. Aus Gründen war ich immer eher der Cassetten-Typ und bin dann direkt zur CD gewechselt.

(… und ich bringe es nicht übers Herz sie wegzuwerfen)

Aber ich kann mich bei jeder Platte die ich da rausziehe erinnern, wann ich sie gekauft habe, mit wem ich darüber sprach und wie es mir da so ging und was sie mir bedeutete.
Halten wir erstmal fest: Sie scheinen einen anderen emotionalen Wert zu haben.
Also alles wieder physikalisch kaufen!?

Jetzt wäre das aber hier ja nicht das Fachblog für Komplexität im Alltag, wenn nicht zeitgleich eine Alarmglocke bimmeln und rufen würde: „Du willst nicht mehr so viele Dinge haben! *DingDing* Du stellst dauernd fest, dass die Dinge Dich besitzen und nicht umgekehrt“
Es ist kompliziert.

Was anderes – apropos „Fachblog für Komplexität“: Da lese ich doch vorgestern bei Frau Nuf tatsächlich diesen Satz:

Mir wurde mal gesagt: Ihr Buch können wir nicht verlegen. Das ist zu differenziert. Es wird sich nicht verkaufen. M. Spitzer hingegen verkauft sich hervorragend.

… und musste kurz leise darüber weinen. Vor allem, weil der Rest des Artikels so hervorragend gut ist. Patricia bringt da etwas auf den Punkt, was mich in Diskussionen über Mediennutzung bei Kindern und Jugendlichen schon lange irritiert: Beschränke ich die Nutung digitaler Medien für Kinder und Jugendliche  nach Minuten pro Tag, dann verkennt das doch vollkommen den Charakter des digitalen. Bedeutet das x Minuten daddeln pro Tag oder x Minuten Javasript-Kurs? x Minuten YouTube gucken oder x Minuten Content für YouTube produzieren?
Ich habe immer das Gefühl, dass hinter so einer Einschränkung eine generelle Annahme steht, dass „Computer“ per se nichts Gutes ist und deswegen beschränkt werden muss. Naja, bevor ich mich rein reden – gehen Sie doch zu Patricia und lesen da, die hat das nämlich alles schon gesagt.
Lesen Sie also bitte das Nuf: Dreißig Minuten, dann ist aber Schluss.

Musik. Ich kann wirklich jederzeit aufhören.

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6 Kommentare

  1. *tolle Musik.

    Die Sache mit den Dingen besitzen, oder das Dinge Dich letztlich besitzen. Ja.

    Das ging mir für eine ganze Weile nicht aus dem Kopf. Jetzt beobachte meine Nutzung der Dinge mittlerweile sehr genau. Wenn ich ein Ding länger als 3 Monate nicht in den Händen hatte, kommt es nach ebay und weg damit. Es verbindet sich eine unglaubliche Erleichterung, ein Gefühl das ich mir in der Situation nicht näher erklären kann. Wohingegen der Besitz von digitalen Gegenständen völlig konträr davon äußert. Sehr kompliziert…

    1. Exakt: Sehr kompliziert.
      Ich schaffe das sehr gut bei Kleidung – die hab ich reduziert auf das was ich überschauen kann und „brauche“ – und wenn ich etwas neues kaufe, dann fliegt etwas altes raus.

      Digitales Besitztum? Seltsam. Wegen AppleMusic mein iTunes aktuell 57 Tage Musik. Und mein dringenstes Bedürfnis ist es, da aufzuräumen.

  2. Je genauer ich drüber nachdenke, umso mehr wächst die Erkenntnis, ich mag weder Spotify, noch Apple Music oder andere Streaming Dienste dauerhaft nutzen. Das ist ja schon mal ganz nett, ab einem nicht näher definierbaren Punkt brauche ich Files, bei mir, offline … ich mag mich nicht vom Internet abhängig machen. Und das mir als VollNerd. /0

    1. Es ist … kompliziert.
      Ich mag die Einfachheit – ich höre irgendwo Musik und kann so schnell wie fast nie einfach mal reinhören, mal nach Alben schauen, einen Überblick bekommen.
      Andererseits verschwinden immer mal wieder Alben aus dem Katalog. Was Apple aus den in die Cloud hochgeladenen Alben macht ist so indiskutabel, dass ich mich frage, ob die vielleicht keine Computer haben und da Praktikanten mit Karteikärtchen die Metatags sortieren …
      Und: Es ist eben nicht meins. Ich versuche gerade einen Überblick zu bekommen, was von all dem Wildwuchs mir überhaupt wichtig ist und das dann mal zu kaufen.
      Was in diesen Überlegungen noch nicht drin ist, ist die Lösung fürs Auto.
      Und gleichzeitig umwirbt mich ein Streaming-Dienst für Audiophile mit zigfach höherer Sound-Qualität und ich weiss es alles doch auch nicht.

  3. Ist audiophil im Auto nicht eher sinnlos? Da sind so viele Störgeräusche im Hintergrund, das macht doch nicht wirklich Sinn, oder?

    Dazu kommt noch, dass beim schnellen Überland-fahren (Autobahn, Schnellstrasse,…) schon jetzt nur selten eine dauerhaft saubere Telefonie zustande kommt, wie soll da ein vernünftiges Streaming trotz Pufferung noch tun?

    1. Geräusche: Ja. „Audiophil“ ist das nicht. Streaming: mach ich seit ca zwei Jahren. Nahezu problemlos.
      Wichtiger: Ich habe so so so wenig Lust, einer doppelten Musikbibliothek-Pflege. Auch daher aktuell AppleMusic.; mit allen Einschränkungen.
      Und angenommen es ginge, dann würde ich seltene Sachen auch mal aus dem Stream rippen. Aber das ist ja verboten.

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