1.4.2025 – too old to play Aprils fools

Anruf von der Agentur: Morgen gibts einen Termin mit dem Kunden, dem wir 2020 einen Relaunch für die 2008er Website vorgeschlagen hatten. Also, wir hatten schon vorher ein paar Mal, aber so weit wie 2020 waren wir nie gekommen. Prinzipiell wäre ich nicht abgeneigt, zeitlich und monetär würde das sehr gut ins Jahr passen, aber irgendwie habe ich Zweifel. Warum nur?

Cause I’m a 21st century digital boy
I don’t know how to read, but I’ve got a lot of toys

Anruf von der Kundin. Seit ca zehn Tagen schicken wir uns zu dritt Bildchen mit Farben hin und her und eines der kaum bekannten aber in meinem Job eher doofen Details aus der Computer- und Weg-Dings ist ja, dass jeder Computer, teilweise sogar Tageszeit-abhängig Farben exakt so anzeigt, wie er selbst es in dem Moment möchte. Oder wie es ein gutmeinender Neffe eingestellt hat. Oder eine gutmeindende Automatik, die ein packenderes Spiele-Erlebnis verspricht. Oder …
Eines der ebenfalls relativ unbekannten Details der menschlichen Psyche ist, dass man einen Fakt zwar hören, aber sich nicht vorstellen kann – selbst wenn alle Kollegen sagen „das ist ein sattes Grün“, wenn man doch so deutlich ein weniger sattes Ocker sieht. Wir treffen uns jetzt mal alle zusammen.

Nothings fine, I’m torn

Mail von der anderen Kundin, der ich eine Farbpalette geschickt hatte: „Wundervoll!
Die nächste, noch faszinierendere Eigenschaft der menschlichen Psyche ist es ja, in einem Absatz Ihnen zu beschreiben, dass keine zwei Computer die gleichen Farben anzeigen – das aber in dem Moment wenn alle zufrieden sind komplett zu ignorieren.
Faktisch können wir allerdings eh alle nichts anderes machen: Die Farben so wählen, dass sie auf kalibrierten Monitoren gut aussehen und dann hoffen, dass die Besucherinnen ihre Monitore nicht zu sehr verdreht haben und alles les- und sichtbar bleibt.

(gestern Abend im Feld)

Zeugs

Ich selbst hatte nie vor, ein Nörgelrentner zu werden, nicht mal pessimistisch wollte ich werden – ich bin aber inzwischen resigniert genug, dass das alles ein wenig schwerer fällt als früher. Ich bin relativ sicher, dass es Kiki ähnlich geht, aber wo sie Recht hat, hat sie nun mal Recht:

Aber es ist nur der Preis, sonst nichts. Und null Euro für ein mediokres Ergebnis schlägt in jedem kapitalistisch arbeitenden Unternehmen jeden noch so gering darüber liegenden Preis für eine qualitativ höherwertige Auftragsarbeit.
Es gibt keine K.I. (oder A.I.). Was als K.I. bezeichnet wird, ist nur ein Geschäftsmodell, das mit geraubten Inhalten gefüttert wurde und wird. Die Menschen, die diese Inhalte erstellt haben, wurden weder gefragt noch darüber informiert, dass sie bestohlen werden. Die Menschen, die auf K.I. abfahren und groß in das Thema investieren, sind Geschäftsleute, die genau nur eines wollen: Gehälter und Löhne einzusparen, keinen Cent mehr auszugeben für urheber- und nutzungsrechtlich geschützte Inhalte, oder gar MitarbeiterInnen oder FreiberuflerInnen, welche diese Inhalte erstellen.

Kiki:
K.I. (= keinerlei Intelligenz)

Bekommen Sie mit, wie bei den großen Unternehmen, weltweit tätig und im Endeffekt doch eher von Geldfluss als von Haltung abhängig, still und leise die Absätze mit den flammenden Plädoyers für eine diverse Welt von den Websites verschwinden? Es widert mich so an, ich finde keine Worte.
Aber auch die Solo-Selbstständigen in der ersten Liga kumpeln schneller mit dem Faschismus als man widerlicher Abschaum mit niederem Charakter sagen kann:

Trump und seine MAGA-Koalition sind im Siegesrausch. […] Auch zahlreiche Größen der Popkultur, von Mode bis Musik, die während seiner ersten Amtszeit noch Distanz zu ihm hielten, scheinen sich jetzt frei zu fühlen, ihre politische Nähe zu Trump oder ihre Unterstützung für die amerikanische Rechte offen zu kommunizieren.
[…]
Dass Kim Kardashian, eine Milliardärin, sich auf Musks Seite schlägt, mag nicht überraschen. Doch die Nachricht, dass auch Gwen Stefani, Punk-Rock-Diva der 90er und 2000er Jahre, anscheinend der amerikanischen Rechten zugerechnet werden muss, hat viele ihrer früheren Fans in den letzten Wochen schockiert. Zunächst war da Stefanis Werbung für „Hallow“, eine Gebets-App […]

Annika Brockschmidt auf belltower:
Wie der Faschismus Einzug in die Popkultur hält

Und damit hier noch was Schönes stehen bleibt: Synje hat ein Video zu der eh schon wunderschönen Vertonung von Theodor Stroms Die Stadt gezeichnet(!) bekommen. Hach.

(Sie wissen ja: Ein Klick rüber zu YouTube und dort auf den Daumen-hoch erfreut die Künstlerin und auch ihre Sichtbarkeit und macht deswegen gutes Karma. Und Synje hat’s verdient, echt)

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